Welkom in de Waddenzee

Heute ist Mittwoch, 15.05. und am frühen Vormittag haben wir Deutschland verlassen. Ging dann doch schnell. Am Montag sind wir um 10 Uhr, nach einem gemütlichen Frühstück in Helgoland aufgebrochen. Derzeit richtet sich unser Törnplan, bzw. sich unsere Tagesetappen nach der Tide und nach dem Strom. Das ist für einen Ostsee-Segler erst einmal ungewohnt, aber so langsam komme ich damit zurecht. Beim Ablegen kamen wir dann noch mit Frank von dem hinter uns liegenden Katamaran (Heimathafen Laboe) ins Gespräch, ein netter Kerl, der uns schon am Tag zuvor bei der Ankunft freundlich mit dem Satz begrüßte:

„Na, Ulysses, soeben aus Hamburg eingelaufen?“

 Ich hatte mir es verkniffen, frech zu kontern:

„Nein von Fehmarn, eine Etappe weiter als Laboe“.

Hätte ich diesen Satz ausgesprochen, wäre ich so richtig schön ins Fettnäpfchen getreten. Frank ist seit 3 Jahren unterwegs, in Laboe gestartet, dann über die Kanaren in die Karibik gesegelt, die gesamte Ostküste der USA hoch und über den Nordatlantik zurück. Jetzt will er erstmal in die Eider gehen und dann gucken. Langfahrt-Segler eben. Also, Leinen los, im Hafenbecken alles klariert, das Groß bereits gesetzt und dann raus aus dem Hafen. Mit Vollgas, alles was Ulysses hat, es stehen 3 Meter Welle, 6-7 Bft Wind gegenan und mächtig Strom, alles mit voller Wucht in den Vorhafen rein, es war echt extrem schwer da raus zu kommen, Ulysses hat sehr viel Wasser genommen, für einen Moment habe ich überlegt umzudrehen, aber auch das wäre zu gefährlich gewesen. Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir dann die Ausfahrt geschafft und erreichen freien Seeraum, können nach Steuerbord ablaufen und erleben einen windreichen, schnellen und wirklich schönen Halbwindkurs Richtung „ostfriesische Inseln“, entscheiden uns später für Norderney und laufen kurz nach Hochwasser um 17:30 Uhr dort ein. Duschen, Essen und bald in die Koje. Von Norderney bekommen wir nicht so sehr viel mit, was wir sehen und erleben, gefällt uns aber recht gut, scheint eine echte Partymeile mit Erholungscharakter an der Nordseeluft zu sein. Im Hafenrestaurant war schwer was los und der Barkeeper, der in Personalunion auch Kellner war, erklärte uns wie schwer es doch sei, Personal zu finden, Fachkräftemangel, ob wir davon schon mal was gehört hätten, wäre wirklich schlimm, man findet keine Mitarbeiter mehr. Und jetzt wo Pfingsten vor der Tür steht, was soll da nur werden, wenn die vielen Touristen kommen. Ein Vorteil des Segelns, es entschleunigt, man denkt so gar nicht mehr an Fachkräftemangel oder Pfingsten. Was mir beim Einschlafen noch auffiel, Ulysses hört auf sanft im Wind zu schaukeln, das Wasser war am Abend im Hafenbecken so weit gesunken, dass wir im Schlick aufsitzen, ich war zu müde um darüber noch länger nachzudenken. Dirk hatte davon erzählt, drauf hingewiesen, dass ja nix passieren kann, der Kiel hält das aus. Am nächsten Morgen hatten wir wieder 3,4 m Wasser unterm Boot. Manchmal ist es gut Dinge so zu nehmen, wie sie sind.

Am nächsten Morgen geht es wieder um 6 Uhr los, wir erreichen am frühen Nachmittag Lauwersoog (NL), kein Traumstädtchen, kein Sehnsuchtsort, einfach nur ein Übernachtungshafen, der heute strategisch günstig in der Waddenzee (im Wattenmeer) liegt.

Ich hoffe, dass die Niederländer mehr zu bieten haben, ich werde berichten.

Seglerisch und wettertechnisch können wir uns nicht beschweren. Wir haben seit Tagen strammen Ostwind, der uns gut vorankommen lässt und uns in die Karten spielt. Etwas unangenehm ist der damit einhergehende Seegang, gerade, wenn Strom gegen Wind steht, was sich nicht immer verhindern lässt. Dafür haben wir seit Kiel nur blauen Himmel und Sonnenschein, einfach sehr angenehm.

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