NOK, der zweite Tag
Der zweite Tag der NOK-Passage beginnt. Ablegen um 7 Uhr. Es ist unerwartet schön hier. Nach einer ruhigen Nacht in der schönen Natur vor der Gieselau-Schleuse geht es weiter Richtung Brunsbüttel und dann in die Elbe nach Cuxhaven. Was macht den Kanal so besonders? Die Landschaft, die Stimmung und vielleicht die Leute hier? Auf einem Spaziergang gestern am späten Nachmittag treffen wir auf einen älteren Mann, der am Kanalsaum an einem Poller gelehnt sitzt und den Schiffen hinterher guckt. Typisch norddeutscher Kerl: Wortkarg und im ersten Moment etwas kauzig. Ich mache mit meiner Kamera einige Bilder von der Natur und von den Schiffen, es entsteht ein kurzer Dialog:
Frage: Bist du Schiffsspotter?
Antwort: Nein, ich mache die Bilder nur für mich.
F: Ach ich dachte du stellst die Bilder bei Marine-Traffic oder irgendwo anders ins Internet.
A: Nein, die Bilder sind für´s Familienalbum (da habe ich etwas geschwindelt)
Zwischenrede: Auf so einem Schiff, das Schwesterschiff von dem (er zeigt auf ein vorbeifahrendes, gut 200 m langes Berufsschiff) war ich jetzt erst unterwegs.
F: Bist du Seemann?
A: Nein, ich hatte auf so einem Schiff eine Kabine gebucht und bin dann einige Zeit mitgefahren. Ist wie Kreuzfahrt ohne Entertainment.
F: Wo warst du denn mit dem Schiff?
A: Ich bin in Hamburg eingestiegen, dann nach Rotterdam, weiter nach Göteborg, Kopenhagen und zurück nach Hamburg. Es war eine tolle Reise.
Er guckt wieder den Schiffen hinterher, mit etwas Sehnsucht.
Was erstaunlich ist, sind die „Port of Registration“ dieser Schiffe. Limasol, St. John, Madeira, Orte dieser Welt, man muss erstmal überlegen, wo das ist? Interessant auch, wenn man die Jungs am Funk hört, oft osteuropäische oder asiatische Stimmen. Wenn Kiel-Kanal dann funkt:
Die „Pola Maria“ geht Nord-Nord an die erste Stelle.
Gemeint ist, dass das Berufsschiff Pola-Maria in der nördlichen Schleusenkammer, mit der rechten Seite, ganz vorne zum Schleusen festmachen soll.
Dann war da noch der Mopedfahrer, junger Bengel mit Halbschalenhelm und kurzer Hose, Moped aus den 1980er-Jahren in damals modernen Enduro-Style, getunt, laut, mind. 60 km/h schnell auf dem Wirtschaftsweg am Kanal unterwegs, er winkt dir freundlich zu, wirkt etwas crazy (Cannabis wurde jetzt ja in Deutschland legalisiert, aber eben nicht im Straßenverkehr). Er fährt an dir vorbei, schaltet noch einen Gang hoch und lässt dich in einer Rauchwolke aus Zweitakt-Benzin-Abgas stehen. Er fährt der Dithmaschener Abendsonne entgegen. Easy-Rider auf schleswig-holsteinisch.
3 Replies to “NOK, der zweite Tag”
Bald läuft „Nordsee ist Mordsee“ im Fernsehen. Da kann man alles nachsehen, was Du über den Norden geschrieben hast. Die Seesucht von Jugendlichen und die Mopeds von damals. Easy Rider an der Nordsee.
Feine Sache Harry, feine Sache!
Moin Andreas
Ja ein guter Film aus unserer Jugend. Ich erinnere mich noch gut an die Musik zum Film – Udo Lindenberg. Der frühe Udo, höre ich heute noch gerne. Hier zum Nachhören der Trailer:
https://m.youtube.com/watch?v=TBGbotRK9l4
Lohnt sich!